Marshrutkas

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Ich stelle euch heute mal das öffentliche Verkehrsmittel vor, das hier in Russland am häufigsten verwendet wird: Marshrutkas.
Hier in Nishnij gibt es eine ganze Spannweite an öffentlichen Verkehrsmitteln, ich zähle sie einfach mal auf, damit man ein kleines Bild davon hat: es gibt hier normale Busse, Trolleybusse, Trams (Straßenbahnen) und sogar eine U-Bahn (genannt Metro) und dazu gibt es die Möglichkeit sehr günstig mit Taxen zu fahren, auch mit sogenannten „schwarzen Taxen“, indem man einfach die Hand raushält auf der Straße und jemand plötzlich anhält und einen mal für etwas mehr, mal für etwas weniger Geld dahin bringt, wo man hin möchte. Diese haben natürlich den Vorteil, dass man sie nicht vorher bestellen muss, so wie die normalen, bzw. legalen, Taxen.

Aber wir beschäftigen uns heute mal mit dem Phänomen Marshrutka (den Beitrag schreibe ich übrigens gerade, während ich in einer sitze).
In einer großen Stadt wie Nishnij sind sie ziemlich wichtig, weil sie kleiner sind als normale Busse und daher viel wendiger und deshalb in einem russischen Verkehr – den man ja wohl mittlerweile genügend durch sämtliche YouTube-Videos kennt – viel schneller und besser vorankommen, als die großen Busse. Die Größe erlaubt es ihnen beispielsweise in einem Stau einfach zu überholen, wie ein normales Auto.
Marshrutkas sind wohl das am häufigsten verwendete Verkehrsmittel hier. Deshalb gibt es so viele davon, die in alle möglichen (und nicht-möglichen!) Ecken von Nishnij fahren.
Man sollte sie niemals mit den Bussen verwechseln, so wie es mir vorgestern auf dem Weg zum Waisenhaus passiert ist. Ich habe nämlich statt der Marshrutka 41 den 41er Bus genommen und fand mich plötzlich auf einem Busparkplatz wieder, auf dem ich sicher nicht landen wollte. Nach ewig langer Rumfragerei und der netten Hilfe des Busfahrers und einer Frau bin ich letztendlich nach 2 Stunden Fahrt angekommen.
„Wieder was gelernt!“, dachte ich mir dann, denn man will ja alles positiv sehen.
Außerdem muss man beachten zu welcher Uhrzeit man hier losfährt, damit man nicht – wie Jan-Philipp und ich gerade – in einen großen Stau auf der Brücke gerät, die in den unteren Teil der Stadt führt.
Das sind die wichtigsten Dinge, die man hier wohl beachten muss.
Kommen wir nun zum allgemeinen Wesen einer Marshrutka:
Sie sind klein, sie sind dreckig und in ihnen ist es viel zu warm. Aber sie sind unglaublich liebenswert!
Wir fahren zB viel lieber mit einer Marshrutka, als mit den uns aus Deutschland bekannten Bussen, weil sie eben schneller sind und kuschelig.
Sie ruckeln ziemlich, was an den defekten Federungen und Straßen hier liegt.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Fahrer einfach unglaublich gut oder unglaublich schlecht fahren, denn einerseits scheint es, als könnten die wenigsten hier richtig schalten. Andererseits habe ich trotz des gefährlichen Fahrstils der meisten noch keinen Unfall mitgekriegt, aber das kann ja noch kommen 😀
Meist sieht es so aus, als hätten die Fahrer jeweils ihr eigenes Fahrzeug, das sie so einrichten, wie es ihnen beliebt, denn oft hängen in ihnen bunte Gardinen und etwas Schmuck, manchmal findet man eine Ikone vor und oft telefonieren die Fahrer während der Fahrt und während sie laut ihre Lieblingsmusik hören. Diese „kleinen“ Dinge machen eine Fahrt doch öfter mal sehr angenehm und amüsant und lassen einen gerne über den Fahrstil hinweg sehen.
Eine Sache fasziniert mich hier jedoch sehr, die in Deutschland nicht anzutreffen ist: die Ehrlichkeit mit der die Menschen hier die öffentlichen Verkehrsmittel verwenden.
Steigt eine Person ein, gibt es zwei Möglichkeiten – entweder geht sie sofort zum Fahrer und kauft sich ein Ticket oder sie setzt sich hin und gibt das Geld nach vorne durch und das Ticket wird ihr nach hinten weiter gegeben… und das ohne, dass sich jemand das Geld oder Ticket einsteckt oder die Person einfach schwarz fährt.
In anderen Verkehrsmitteln hingegen gibt es meist aber etwas grimmige alters Damen, die sich ganz genau merken, wer gerade eingestiegen ist, und sofort zu den neuen Fahrgästen gehen, um abzukassieren.
Eine weitere und letzte Sache, die man hier vermutlich beachten muss ist, dass man nie zu lange zögern darf beim Einstieg oder wenn man überlegt, ob man diese oder jene Marshrutka wirklich nehmen möchte – denn dann fährt sie einem schon vor der Nase weg!
Das ist mir nämlich auch neulich passiert, als eine Frau mich fragte, wie man am besten zu einem Einkaufszentrum kommt.
Und da man hier leider nie weiß, wann was fährt und in welchen Abständen (anders, als in Deutschland, wo es genaue Fahrpläne gibt und man sich manchmal schon aufregt, weil die Bahn nur eine Minute zu spät kommt), ist das manchmal sehr blöd! 😀
Vor allem, wenn es jetzt demnächst anfängt kälter zu werden.

Und jetzt, da ihr gerüstet seid und gut informiert, wünsche euch eine gute Fahrt, falls es euch mal ins schöne Russland verschlagen sollte! 😀

P.S.: Das Foto habe ich auf einem großen Platz aufgenommen, an einer der wichtigsten Haltestellen hier.. vielleicht erkennt man es nicht so gut – aber in dem Auto auf dem Bild schläft ein Kerl.

Piroshki oder Chebureki oder so

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So. Nachdem wir jetzt schon alle möglichen Variationen mit Kartoffeln durch haben hier, von Bratkartoffeln über Kartoffelsuppe (die Nudeln sind hier nämlich meistens echt schlecht), kommen heute mal Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln und Knoblauch – frittiert! 😀
Wie sie heißen, weiß ich nicht so genau. Aber ich glaube, es sind Chebureki, zumindest haben sie die Form von welchen!

unglaublich

Ich bin ehrlich gesagt überwältigt.

Ich fühle mich hier richtig wohl! Die Menschen hier sind so nett und hilfsbereit. Wir haben hier schon einige Leute kennengelernt, die uns die Stadt gezeigt haben und uns vieles erklärt haben. Am Freitag zum Beispiel haben meine Mitbewohnerin Joelina und ich Briefumschläge gesucht und sprachen eine ältere Frau auf der Straße an, die mit uns sofort durch die ganze Stadt gelaufen ist und uns alles gezeigt hat und uns sogar dabei geholfen hat Briefe bei der Post korrekt abzuschicken, obwohl sie gerade auf dem Weg zur Arbeit war – und die ganze Tour etwa zwei Stunden gedauert hat. Abends haben wir uns mit einem ehemaligen (russischen) Freiwilligen aus Essen getroffen, der uns auch einige Stellen in der Innenstadt zeigte und mit dem wir in einer hübschen Bar waren. Er hilft uns auch sehr dabei einige Sachen herauszufinden bezüglich zukünftiger Hobbies, die wir uns hier zulegen wollen.

Die Stadt ist echt groß und irgendwie wird sie auch immer schöner! 😀 Auch mit meinem Vegan-Sein habe ich hier keine Probleme: hier gibts ja auch hauptsächlich Gemüse auf dem Tisch und in der Stadt kann man überall Sushi mit Avocado oder Gurke essen, das geht ja auch alles prima. Allerdings bin ich froh, dass ich mir ein paar Vorräte mitgenommen habe, vor allem an veganer Kosmetik, das ist hier nämlich gar nicht zu finden.

Ich freue mich auf jeden Fall auf die kommende Woche! Ich denke, ich werde mich bei vkontakte.ru (dem russischen Facebook, haha) anmelden müssen, weil die das hier alle haben (genauso wie Instagram, da fahren die auch richtig drauf ab) und es einfacher ist darüber mit allen neuen Bekanntschaften Kontakt zu halten.

Außerdem hat sich eine meiner Invaliden, um die ich mich kümmern werde,  jetzt schon bei mir gemeldet und wir werden am Dienstag spazieren gehen. Ansonsten schaue ich nächste Woche mal im Waisenhaus vorbei und gucke, was man da so tun kann und wir treffen uns mit einem Mädchen, das vor 5 Jahren mit den Friedensdienstleistenden (kurz: FRIEDIS) befreundet war – ich bin mal gespannt! :-)

Alles gut!

Nach einer gefährlichen Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen zu meinem neuen „Zuhause“, bin ich endlich ein wenig zur Ruhe gekommen und endlich irgendwie froh in Russland zu sein.
Gestern haben wir eine kleine Stadtführung bekommen und uns Handykarten machen lassen – natürlich mit Internet 😀 – von einer sehr netten Frau, die uns Friedensdienstleistende seit einigen Jahren hier in Nishnij betreut.
Außerdem mussten wir uns bei der Stadtverwaltung melden und sagen, dass wir da sind, denn die Ausländergesetze sind scheinbar strenger geworden – deshalb müssen wir uns jetzt jedes Mal, wenn wir für mindestens 7 Werktage die Stadt verlassen, abmelden und in der anderen Stadt anmelden. Ein bisschen stressig, aber schließlich haben wir einen Vertrag dafür unterschrieben, also müssen wir uns dem jetzt wohl fügen!
Aber jetzt gehen wir erstmal einkaufen :)